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Bau eines Bildwebrahmens

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Es ist Jahre her, dass ich mich mit der Bildweberei beschäftigt habe und es sind damals auch nur wenige Bildgewebe entstanden. Das Malen mit Garn hat mir einfach viel zu lange gedauert und ich hatte nicht genug Geduld.
Nun bin ich vor einiger Zeit rein zufällig auf Sarah C. Swetts großartigen und hochinformativen Blog, a field guide to needlework, gestoßen und konnte nicht mehr aufhören, darin herumzustöbern. 
Sarah Swett hat phantastische Bildgewebe geschaffen aber besonders angetan war ich sofort von ihren ganz kleinen Bildgeweben, von denen viele einfach ein kleines Haus darstellten.
Sofort habe ich mir einen kleinen alten Holzrahmen geschnappt, bespannt und mit ein paar Wollresten losgelegt.



Das Ergebnis ist krumm und schief geworden, irgendwie zu bunt und sieht eher aus wie eine Kinderzeichnung, das kleine Bild war aber sehr schnell fertig und das Weben selbst hat ganz viel Spaß gemacht.


Ich habe mich also nicht entmutigen lassen und mich daran erinnert, dass ich vor einiger Zeit in Schweden auf dem Loppis einen Panduro - Bildwebrahmen aus Kunststoff  erstanden hatte. Mitgenommen hatte ich ihn eigentlich nur, weil ich das Teil irgendwie bizarr fand. 


Jetzt musste es herhalten für meine nächsten Versuche. Als erstes Motiv auf diesem Rahmen hatte ich mir eine Felszeichnung ausgesucht.
Auch dieses Bild kam nicht so heraus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Einer der Gründe war sicher, dass ich mit doppeltem Faden arbeitete und das Schussgarn dadurch zu dick für die Einteilung der Kette wurde.


Als nächstes habe ich dann ein Häuschen im Stil von Sahra Swett ausprobiert und dabei nur mit einfachem Faden gearbeitet


Das Ergebnis gefiel mir schon viel besser, leider war es nicht mein eigenes Motiv, aber webtechnisch hatte ich wohl etwas dazugelernt. 
Es war nicht besonders bequem, mit dem Panduro Webrahmen zu arbeiten. Er hatte zwar einen Fachbildungsmechanismus (Gatterkamm) und eine Spannungsregulierung, letztere ließ sich aber nicht stufenlos einstellen.
Inzwischen hatte ich etliche Informationen über das Bildweben eingeholt und war dabei, vor allem im englischsprachigen Raum, immer wieder auf selbstgebaute Rahmen aus PVC- und Metallrohr gestoßen.
Besonders eingeleuchtet  haben mir, speziell für die kleinen Bildformate, die Kupferrahmen, die in den verschiedensten Ausführungen im Internet zu finden sind. Die meisten sind wohl zurückzuführen auf Baupläne von Archie BrennanAuch wir haben unserenkleinen Rahmen von der Form her an einen großen Webrahmen aus Eisenrohr angelehnt, den Archie Brennan entworfen hat.




Das Tolle ist, dass alle Teile in jedem Baumarkt zu bekommen sind, hier sind die einzelnen Fittings zu sehen.


Zusammengesetzt mit dem abgelängten Kupferrohr sieht man auf dem nächsten Bild, die Füße und die oberen Bögen, an denen bei Bedarf Litzen befestigt werden können.


Hier ist das Oberteil schon zusammengesetzt


und das nächste Bild zeigt das Unterteil. 



Wir haben die Teile nicht miteinander verlötet sondern der Einfachheit halber mit Epoxy-Kleber (Zweikomponenten-Kleber) verklebt.


Die beiden Teile müssen nun nur noch mit den Spannmechanismus verbunden werden. 
Da wir keine im Durchmesser passende Gewindestange hatten, hat mein Mann Hülsen aus Holz gedreht und auf die Stangen geschraubt.


Der untere Teil der Gewindestange ist eingeklebt, der obere nur ins Rohr eingeschoben, so kann man den Rahmen noch zerlegen.


So sieht mein fertiger Kupferrahmen nun aus.



Oben und unten habe ich etwas Tesakrepp auf die querliegenden Rohre geklebt und eine Zentimetereinteilung aufgemalt.


Dann habe ich den Rahmen umlaufend, möglichst gleichmäßig, mit Teppichkettgarn bespannt.


Beim Anweben werden vordere und hintere Kette zusammengenommen und ich komme auf etwa 4 Fäden pro Zentimeter.


Drei kleine Bilder lassen sich nun hintereinander abweben.


Eine einfache Landschaft macht keine besondere Schwierigkeit, aber Rundungen sind nicht so einfach, darum sehen meine dei Fische noch viel zu zackig aus.


Die liegenden Fische sind schon viel runder geworden, weil das Motiv so der Kettrichtung besser angepasst ist.


Weil das wirklich nicht das Einzige ist, das es beim Bildweben zu lernen gibt, habe ich jetzt einen Online-Kurs belegt. Die amerikanische Bildweberin Rebecca Mezoff  bietet eine ganze Reihe von Kursen zum Thema Bildweben an, unter anderem auch einen, der sich speziell mit dem Weben auf kleinen Rahmen beschäftigt: Little Looms.


Ich bleibe also dran...







Tritte für den Louet W 70

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Meinen Louet Webstuhl W70 habe ich vor Jahren von meiner Schwester übernommen, als sie feststellte, dass Weben nicht so ihr Ding war. Es ist ein frühes Modell, das Anfang der 1980er noch mit Plastiklitzen und zwei zusammensetzbaren Plastikkämmen geliefert wurde. 


Ich habe ihn auf Texsolvlitzen umgerüstet, normale Kämme benutzt und wir haben ihm auch direkt ein passendes Untergestell gebaut.


Richtig glücklich geworden bin ich mit dem Webstuhl aber nie, mir dauert es einfach zu lange, mit Handhebeln zu weben und so habe ich mich nach vielen Jahren, in denen ich ihn nicht allzu oft benutzt habe, entschlossen, ihn mit Tritten zu versehen.


Das alte Untergestell, auf dem der Webstuhl mit Hutmuttern befestigt ist, war mit 68 cm ausreichend hoch und ließ sich daher einfach weiterverwenden. Das vordere Stabilisierungsbrett musste nur ein wenig nach vorn versetzt werden. Wenn man genau hinsieht, erkennt man noch die alte Befestigungsstelle am Bohrloch und dem helleren Holz.


Mein Mann hat das Brett abgeschraubt und von der Unterseite her vier Tritte aus 19 mm starkem Buchenleimholz angebracht, sie sind jeweils 450 mm lang und "bequeme" 60 mm breit.


Rechts, in der Mitte und links wurden durchbohrte Klötzchen angeleimt, die beiden anderen Zwischenräume haben freie Abstandshalter. Duch Klötzchen, Tritte und diese Abstandhalter wird dann eine Metallstange geschoben.


Nach dem Aufziehen der Kette habe ich die Handhebel entfernt und die Schäfte nun mit neuer 2 mm Polyesterschnur über die vorhandenen Metallstangen im Überbau gehängt. Ich hatte dazu eine Anleitung von Louets Homepage, die aber anscheinend im Netz nicht mehr verfügbar ist, darum füge ich die entsprechende Zeichnung daraus hier ein.



Auch die Maße für die Schnüre gehen aus der Zeichnung hervor. Da mein Untergestell etwas niedriger ist als das Original, habe ich etwas weniger Material gebraucht.


Für die Verbindung zu den Tritten habe ich Texsolvschnur genommen, die ließ sich ohne komplizierten Knoten sicher mit den Schaftschnüren  und auch auf die übliche Art mit den Tritten verbinden.

Da die Tritte unter dem Querbrett angebracht sind, kann man sie nicht beliebig hoch ziehen, um die Stecker leicht anbringen zu können. Ich würde statt der Bohrungen heute eher eine Ringschraube benutzen, um die Schnur auf den Tritten anbinden zu können.

Die Schnüre für die Tritte müssen gleich zweimal durch die Kette laufen. Das hatte mich lange davon abgehalten, den Umbau in Angriff zu nehmen.


Tatsächlich macht das aber kein Problem, die Schnüre ließen sich sehr gut an der jeweils richtigen Stelle "runterloten" und verursachen bisher keine schädliche Reibung.


Ein zweiter Punkt, der mir nicht so gefiel, war die Direktanbindung, die ja bedeutet, dass man gegebenenfalls mehrere Tritte auf einmal treten muss. 


Mein erstes Gewebe auf dem neu aufgerüsteten W 70 sind wieder einmal Spültücher, die ich gern in Köperbindung webe.  An die Trittfolge, die dafür nötig ist gewöhnt man sich sehr schnell und es macht viel mehr Spaß als ich dachte, gewissermaßen mit beiden Füßen zu weben. :-)



Kette und Schuss: Leinen, natur.



Und wieder einmal Spültücher...

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Die erste Kette auf dem, nun mit Tritten versehenen Louet W70, ist abgewebt.


Als Kettgarn benutze ich für Spültücher immer gezwirntes Leinen, von dem ich vor vielen Jahren einmal zwei große Konen gekauft habe. Geschätzt handelt es sich dabei um 
NeL 12/2. Ich ziehe das Garn mit 5 Fäden pro cm ein. Das ergibt ein recht dünnes und lockeres Gewebe, was mir gut gefällt, da sich die Tücher dadurch gut auswringen lassen und sehr schnell trocknen. Da sowohl Kette als auch Schuss aus reinem Leinen bestehen, sind sie trotzdem schön saugfähig.


Dieses Mal habe ich im Schuss ausschließlich Leinen Towgarn und Leinen Effektow, meist Nel 5 und 6 verwebt, das ich im Laufe der Zeit immer wieder auf Restspulen auf dem Loppis gekauft hatte.
Das ungleichmäßig gesponnene Garn gibt dem Gewebe einen recht rustikalen Charakter.


Das rosafarbene Tuch, rechts im Vordergrund, ist nicht handgewebt. Es gehört zur Kollektion von Växbo Lin, einer bekannten schwedischen Leinenweberei, deren Produkte auch in einigen Läden in Deutschland verkauft werden.
Geschirrhandtiuch und Spültuch, erhältlich in vielen schönen Farben, gehören wohl zu den Bestsellern von der Weberei.


Wir hatten im Juni eine Reise in die nördlicheren Gefielde Schwedens unternommen und ich habe die Gelegenheit genutzt, die Weberei zu besuchen, die bei Bollnäs in Hälsingland liegt.


Und natürlich habe ich dort auch einiges gekauft, u.a. drei noch zusammenhängende disktrasor zum Selbersäumen. Eines davon hängt also mit auf dem Wäscheständer.


Da meine Kaltmangel in Deutschland steht, habe ich meine handgewebten, noch feuchten Spültücher auf einer glatten Oberfläche mit einer Teigrolle bearbeitet.

 
Das war zwar etwas anstrengender als mit der Mangel, der Effekt ist aber recht gut, die Tücher wurden auch so schön glatt und glänzend.








Wolle weben im August

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Aus dem Mustertuch zur Farbverflechtung in Leinwandbindung, das ich im Frühjahr gewebt habe, habe ich eine weitere Musterkombination ausgewählt, um einen dritten Schal in dieser Technik zu weben.


Wie in den beiden anderen Fällen habe ich wieder vierfädige Sockenwolle benutzt, und nur in der einen Hälfte des Schals die zweifarbige Kette eingezogen, die andere Hälfte blieb einfarbig.


Dieses Mal ist die dunkle Grundfarbe anthrazit und die helle Musterfarbe ein Senfton. 
Wird nur grau eingeschossen, ergeben sich bei diesem Einzug: dunkel - dunkel - hell,  
Längsstreifen.


Wird auch im Schuss mit beiden Farben und in gleicher d-d-h-Reihenfolge wie in der Kette gearbeitet, entstehen Kreuze und Querstreifen.





Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden :-)



Obwohl man bei diesem sehr warmen Augustwetter vielleicht lieber kühle Seide verweben sollte, habe ich schon wieder den nächsten Wollschal aufgezogen.


In diesem Fall will ich eine Variation des bekannten Log Cabin Musters ausprobieren.







Auf die Reihenfolge kommt es an

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Endlich habe ich zwei Schals abgewebt, die seit Frühjahr 2017 meinen kleinen 
Rita-Webstuhl blockierten.


Dass es so lange dauerte, hatte natürlich seinen Grund.


Ich hatte angewebt und festgestellt, dass irgendetwas nicht stimmte. 
1999 hatte ich einen Seidenschal in diesem Muster gewebt, der eine völlig normale Köperstruktur hatte und sich schön glatt anfühlte, während der Stoff, der nun entstand optisch unruhiger wirkte und eher körnig im Griff war.


Also verglich ich die Aufbindung noch einmal mit den Aufzeichnungen aus meinem alten Webbuch, konnte aber keinen Fehler finden.

Schließlich erstellte ich nach den alten Aufzeichnungen eine Webpatrone mit meinem Webprogramm, nur um zu sehen, dass eigentlich alles hätte richtig sein müssen - und dann verließ mich die Lust und ich ließ das Gewebe einfach liegen.



In diesem Sommer habe ich mich dann noch mal mit dem Problemgewebe beschäftigt, ich wollte endlich wieder eine neue Kette auf den Rita-Webstuhl bringen.
Nachdem ich ein bißchen mit der Trittreihenfolge gespielt hatte, war mir plötzlich klar, was passiert war.

 

Ich bin es gewöhnt, mir die Trittfolge so umzuändern, dass ich "schreitend" treten kann. 
Die obige Zeichnung aus meinem Webbuch zeigt links die sog. theoretische Trittfolge und rechts die Änderung, die ich vorgenommen habe, um abwechselnd mit beiden Füßen von außen nach innen treten zu können. Nun habe ich 1999 noch nach deutscher Manier gewebt und links mit Tritt 1 begonnen. Seit ich hier in Schweden in der Virserumer vävstuga bin, habe ich mich auf die schwedische Art der Numerierung umgestellt, das heißt hier ist Tritt 1 der äußerste rechte.
Daran bin ich mittlerweile so gewöhnt, dass ich völlig automatisch und gedankenlos beim Weben die Trittreihenfolge umgekehrt habe  in  2 -1 - 4 - 3 - 6- 5. 
Klar, dass sich dadurch ein anderes Muster ergab.


Aber entsprechend unkompliziert war es nun, einfach von links aus zu treten und das Gewebe wie erwünscht beenden zu können.


Für die Kette habe ich Baumwolle 16/2 verwendet, für den Schuss mercerisiertes Baumwollgarn.


Mein letzter Blogpost endete mit zwei Bildern, die einen meiner kleinen Gatterwebrahmen mit neu aufgezogener und gerade begonnener Kette zeigten.


Der ist inzwischen auch fertig geworden.






Farbversuche

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Anfang des Jahres hatte ich darüber berichtet, dass ich mich bei der JST Online Guild angemeldet habe und nun ist meine zweite Übungsaufgabe im Rahmen dieses Webkurses fertig geworden.
Im März hatte ich in einem Blogbeitrag ein Mustertuch zum Thema Farbverflechtung gezeigt und  dieses Mal habe ich einen der beiden vorgeschlagenen Colourgamps gewebt.


Jane Stafford verwendet für viele ihrer Gewebe Baumwolle 8/2. In Schweden aber wird für entsprechende Zwecke viel häufiger Cottolin eingesetzt und da ich im Laufe der Jahre auf den verschiedensten Flohmärkten immer wieder günstige Angebote dieses Baumwoll-Leinen-Garns in allen möglichen Farben ergattern konnte, habe ich die Mustertücher in diesem Material gewebt.


Die Kettfarben gelb, orange, rot, lila, blau und grün wurden je einmal uni und einmal im 1-1-Wechsel mit der folgenden Farbe eingezogen, dazwischen kam als Abgrenzung immer ein schmalerer weißer Streifen.

 

Für das erste Probestück habe ich die Farben in gleicher Reihenfolge im Schuss verwendet.


Cottolingarn ist durch seinen Leinenanteil meist ungleichmäßiger im Faden als Baumwollgarn 8/2, das gibt den Geweben eine etwas rauere Oberfläche und das wirkt sich auch ein bisschen auf den Farbeindruck aus. Die Mischfarben sind aber dennoch sehr gut zu sehen.


Beim zweiten Probestück habe ich die weißen Abgrenzungen im Schuss weggelassen und die unterschiedlichsten Farben aus meinem Garnvorrat eingeschossen.


Es macht wirklich Spaß, zu sehen, was für tolle Farbkombinationen entstehen.


Besonders interessant sind oft die Effekte in den Kettbereichen, die im 1-1 Farbwechsel eingezogen wurden.





Das dritte Musterstück habe ich mit "Meet and Separate" gewebt.


Wie so oft, weiß ich nicht, ob es für diese Technik einen deutschen Webausdruck gibt, gemeint ist das Arbeiten mit zwei Schussfäden,einer kommt von rechts, der andere von links.


Einer der Fäden wird eingeschossen, umschlingt den anderen und wird im gleichen Fach zurückgeschossen. Dabei wird der zweite Faden mit ins Gewebe gezogen und an erwünschter Stelle platziert. 


Auf diese Art und Weise kann man beide Seiten einer Kette farblich und grafisch unterschiedlich gestalten, z.B. einen Bereich der Kette mit Streifen versehen und den anderen ungestreift lassen oder auch verschiedene Streifenbreiten auf beiden Seiten einweben.


Durch diese Technik liegen aber automatisch doppelte Fäden in jedem Fach. Das bedeutet, dass der Schuss dicker wirkt, wenn man mit gleicher Fadenstärke in Kette und Schuss arbeitet. 
Das kann einen interessanten Effekt ergeben, aber auch unerwünscht sein.


In letzterem Fall besteht die Möglichkeit, einfach einen dünneren Faden für den Schuss nehmen.


Ich habe bei diesem Musterstück Baumwolle 16/2 in vielen verschiedenen Farben als Schuss eingesetzt. Durch den Baumwollschuss in der Cottolinkette wurde die Gewebeoberfläche außerdem auch etwas glatter und der Stoff hatte einen weicheren Fall als das reine Cottolingewebe.













Den letzten Kettrest habe ich dann mit rotem Leinengarn NeL 6 im Schuss abgewebt und so ist noch ein kleines Gästehandtuch entstanden.





Gestricktes

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Außer Socken, hatte ich schon lange nichts mehr gestrickt, als ich im letzten Herbst, bei einer Lotterie unserer Vävstuga in Virserum, ein Gewinnlos zog.


Ich konnte mich über 100 g einfädige, naturbelassene Ökowolle von Gotlandsschafen freuen, die in Hässlid, am Rande Virserums gehalten werden.  Dazu gab es die Anleitung für ein Dreieckstuch mit einem traditionellen Spitzenmuster.


Mit dem Stricken angefangen habe ich gleich am nächsten Tag, bin aber nicht so fleißig dabeigeblieben, so dass ich erst kürzlich so weit war, dass ich endlich abketten konnte.


Wenn ich etwas sehr locker abketten will, nehme ich immer gern eine besonders dicke Nadel zu Hilfe.


Als nächster Schritt folgte das Waschen und Spannen des Getricks.


Endlich konnte man die Größe des Tuchs erkennen


und auch das Muster trat nun deutlicher hervor.


Es ist ein wunderbar leichtes aber sehr gut wärmendes Tuch entstanden.


Schön, dass es genau passend für diese Jahreszeit fertig geworden ist.








Mit doppeltem Faden

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Bisher habe ich auf Webrahmen nur mit Wolle gewebt, in der Kette hatte ich meistens vier- oder sechs-fädige Sockenwolle, die ich mit vier oder drei Fäden pro Zentimeter verarbeitet habe. Für feinere Garne dagegen, habe ich bisher immer meine Webstühle genutzt.


Doch kürzlich habe ich mir für meinen selbstgebauten Webrahmen einen neuen Gatterkamm gekauft, der die Einteilung 60/10 hat. In meinem Fundus habe ich jede Menge Baumwollgarn Nm 16/2 und ich habe mir vier Farben daraus ausgesucht, um einen leichten Schal zu weben.


Die Idee war, den Schal in der Clasped-Weft-Technik zu weben. Hierbei liegen doppelte Schüsse im gleichen Fach. Schussfaden A wird von einer Seite aus eingegeben, umschlingt den Schussfaden B auf der anderen Gewebeseite und wird im gleichen Fach zurückgeführt. Hierbei zieht er den Faden B eine beliebige Strecke mit, so dass sich eine Quermusterung ergibt.


Häufig werden in dieser Technik solche Zacken gewebt, wie sie hier zu sehen sind.


Weil der Schussfaden doppelt im Fach zu liegen kommt, habe ich auch die Kettfäden gleich doppelt eingezogen, um so ein ausgeglichenes Gewebe zu bekommen und um dadurch auch eine Garnstärke zu haben, die mit 6 Fäden pro Zentimeter ein stabiles Gewebe ergibt.


Nach dem Anweben habe ich die ersten beiden Schüsse zur Randbefestigung mit einem einfachem Schussgarnfaden umstochen.


Ich möchte die eine Hälfte des Schals uni und die andere gestreift abweben. Von der Schalmitte an sollen die Streifen auf der türkisfarbenen Seite liegen und die hellgrüne einfarbig bleiben.




Der Farbstreifen in der Mitte erleichtert den Farbwechsel und soll etwas von der Ungenauigkeit ablenken, die dabei leicht entsteht.


Hätte ich mehr Geduld würde der Farbübergang sicher schöner, aber das Weben geht mir auch so schon langsam genug...




Variationen

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Ich bin ein großer Fan von Farbverflechtungsmustern und mag das einfache Log Cabin Muster besonders gerne. Über den Schal, der im oberen Bild zu sehen ist, habe ich in einem älteren Blogbeitrag geschrieben, dort findet ihr auch die Webpatrone.


Im Sommer habe ich einen Schal gewebt, bei dem das Log Cabin Muster nur aus den
zwei entgegengesetzten Blöcken gebildet wird, also einem längsgestreiften und einem quergestreiften Block.


Jetzt wollte ich eine Dreiteilung ausprobieren. 



Die Blöcke sollten jeweils durch einen kontrastfarbigen Streifen abgegrenzt werden, der gleichzeitig dazu diente den Blockwechsel zu ermöglichen.


Wegen des laufenden Farbwechsels in der Kette, 1 hell - 1 dunkel, fand ich es praktischer, den Webrahmen mit Hilfe eines Reedekamms aufzubäumen, um erst danach die Fäden durch den Gatterkamm zu ziehen.
 

Mit den älteren Webrahmen, die es oft preiswert über Ebay-Kleinanzeigen zu kaufen gibt, kann man sehr gut arbeiten, sie haben nur einen kleinen Nachteil. Die Löcher der Gatterkämme sind recht klein und nicht so komfartabel ausgestaltet, wie bei den modernen Rahmen z.B. von Ashford, Schacht oder Kromski. 
Durch die Schlitze kommt man gut mit einem Blattstecher, oder wie oben zu sehen einem Litzenstecher. Für die Löcher benutze ich mittlerweile eine Haarverlängerungsschlaufe, das funktioniert wirklich gut. Ich kannte so ein Gerät gar nicht und weiß auch leider nicht mehr, woher ich diesen tollen Tipp habe.


Die eine Hälfte des Schals habe ich auch hier wieder ohne Querunterteilungen gewebt.


Beide hellgrau/mittellgrau Schals sind aus dem gleichen Material gearbeitet, 4-fädiger Sockenwolle mit 25 % Bambusanteil, in Kette und Schuss. Nach dem Waschen und Bügeln mit einem feuchten Tuch sind sie sehr angenehm im Griff und haben einen tollen Fall.




Mir gefällt auch diese neue Variante gut.







Das blaue Wunder

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Obwohl Niedersachsens Hauptstadt nur 100 km von unserem Wohnort entfernt liegt, habe ich es erst ganz zum Schluss geschafft, mir die Wanderaustellung Das blaue Wunder in der Handwerksform Hannover anzusehen.


41 Handweberinnen, 3 Handweber und 4 soziale Webereien zeigten eine eindrucksvolle Fülle von Exponaten, gewebt in den verschiedensten Techniken, geeint durch die Farbe BLAU
Organisiert worden war die Ausstellung vom Verein Weben Plus
Leider waren die einzelnen Stücke schlecht zu fotografieren, da sie meist durch sehr helle, gerichtete Spots beleuchtet waren, die starke Schatten warfen. Ich kann dadurch nur einige wenige Fotos zeigen, die aber alle leider auch keine gute Qualität und Farbtreue aufweisen.


Dieses grafisch gestaltete Damastgewebe von Beate Stürmer zierte schon den Einladungsflyer.


Ausschnitt eines Gewebes von Anneliese Lauf.


 Die interessante Musterung des Kissens von Silke Schnau


 ist besser im Detailbild zu erkennen.


Doris Arendholz zeigte ein sehr dekoratives und spannend strukturiertes Gewebe aus Papiergarn.


Die verschiedensten Blautöne finden sich in Annette Borgwardts doppelgewebtem Kissen wieder.


Auch die subtilen Farbschattierungen der warmen, weichen Wolldecke von Kari Bottke 
sind am Besten in der Detailaufnahme zu sehen.


Von Cornelia Feyll stammen diese außerordentlich dekorativen, gewebten Mobilés.


Sehr gut gefielen mir die Ikatschals von Eva Götze und Wolfgang Weckwarth.


Besonders der rechte Schal, Fuzzy Blue, hat mich beeindruckt.
In der Arbeitsbeschreibung, die zu fast allen Geweben in einem ausgestellten Buch zusammengefasst war, das in der Ausstellung auslag, war dazu Folgendes zu lesen:

"Bordüre Kettikat.
Kette und Schuss sind in nur einem Färbegang gefärbt. 
Blauschattierungen entstehen durch Farbverflechtungen.
Mit nur einem Schussfaden gewebt, in dem das Muster für die gesamte Schallänge vor dem Fäben abgebunden wurde." 
Das Material ist 100 % Seide Grège.

In der Großaufnahme, die ich eigentlich nur gemacht hatte, um den Namen zuordnen zu können, kann man das Gewebe des Schals von Wolfgang Weckwarth etwas genauer sehen.


Der Schal war für mich das Highlight der Ausstellung aber direkt gefolgt von dem großartigen Bildgewebe von Luise Kröger, das das Thema der Ausstellung nun wirklich trifft.


Dieser kleine Einführungsfilm des Handwerforums Hannover  gibt noch mal einen Eindruck der Ausstellung, auch hier ist zu sehen, wie schwierig die Lichtverhältnisse für Fotografie und Film waren.

 











Clasped Weft oder Meet and Seperate

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Schon Ende Dezember habe ich den Beginn dieses Gewebes gepostet.
Es sollte ein Schal in der Clasped-Weft-Technik entstehen, teils auch Meet and Seperate genannt, nur ein deutsches Wort für diese Technik ist mir leider wieder einmal unbekannt. Die Schweden sagen Mötas och Skiljas dazu, vielleicht sollten wir die Technik auch einfach Treffen und Trennen nennen?
In Kette und Schuss hatte ich Baumwolle 16/2. In der Kette waren die Fäden doppelt in einen 60/10 Kamm eingezogen, Bedingt durch die Clasped-Weft-Technik liegt der Faden im Schuss schließlich auch doppelt.


Begonnen hatte ich mit schmalen Streifen auf der grünen Seite des Gewebes


Nach der halben Schallänge habe ich das Streifenmuster auf die türkisfarbene Seite verlegt und dabei auch die Streifenbreite verdoppelt.


Hier sieht man den Schussvorgang, während ich die breiten Streifen webe. Das aktive Schiffchen ist mit dem grünen Faden geladen und wird von der Uniseite aus, also von rechts nach links geworfen, umfängt am linken Rand den dunkel-türkisfarbenen Faden und wird im gleichen Fach zurückgeschossen. Ist der dunkle Streifen fertiggewebt, zieht man den hell-türkisfarbenen Faden ins Gewebe.


Um leichter die beiden Schussfarben der Streifenhälften aufnehmen zu können, habe ich die Garne aufgespult, auch in Schiffchen eingelegt und auf eine Ablage neben dem Webrahmen gelegt.


So kann der jeweilige Faden leicht und ohne sich zu verheddern vom aktiven Schiffchen  aufgenommen werden und leicht abrollen, während der Schuss der einfarbigen Seite ihn durchs Gewebe zieht.


Hier sieht man die Situation an der Trennlinie, während ich die schmalen Streifen gewebt habe.
Nun ist der aktive Schussfaden türkis und wird von links nach rechts geführt. Die Schiffchen mit den beiden Streifenfarben stehen auf der rechten Seite.


Nach dem Weben kommt wie immer erst das Fransenknoten.


So sieht es aus, als hätte ich zwei Schals gewebt :-) 


Aber hier wird klar, dass es sich um ein Teil handelt.


Dadurch dass ich den Mittelstreifen jeweils in der Farbe der Uniseite gewebt habe, ergeben sich dort unterschiedliche Farbeindrücke, das gefällt mir recht gut.



Der fertige Schal ist 30 cm breit und 176 cm lang.

Kleine Trittwebstühle

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Ich bekomme immer wieder Anfragen von Bloglesern zu Webstühlen, die gebraucht angeboten werden.  In dem Zusammenhang habe ich oft mit den Fragestellern die Vor- und Nachteile verschiedener Webstuhltypen erörtert. Tatsächlich interessieren sich die meisten für die kleineren Modelle, teils aus Platzmangel, einige aber auch, weil sie als Anfänger vor einem großen Webgerät eher zurückschrecken.
Ich habe mittlerweile auf vielen verschiedenen Webstühlen gewebt und dabei meine Vorlieben ganz gut kennengelernt und entsprechend subjektiv fällt natürlich meine Beratung aus.

Mein erster Webstuhl war der Glimåkra Ideal mit 1 m Webbreite. Ich habe ihn etwa 1980 nach einem einwöchigen Webkurs zusammen mit einem waagerechten  Kontermarsch  gekauft. Das alte Foto zeigt ihn ein Jahr später in meinem ersten Webzimmer, das so klein war, dass man gerade mal um ihn herumgehen konnte.


Der Ideal  hat eine Hängelade, die ich vor allem deswegen einer Standlade vorziehe, weil ich einen besseren Blick auf die fell line, also den jeweils zuletzt eingelegten Schuss habe. Eine Standlade verdeckt oder verschattet diese Stelle 
Dieser Webstuhl wurde üblicherweise mit 4 Schäften und 6 Tritten verkauft, ich habe meinen aber sehr bald mit zusätzlichen Querschemeln und Tritten auf 8 Schäfte aufgerüstet. Mein Kontermarsch war seinerzeit sogar mit je 10 Wippen geliefert worden, die zusätzlichen Querschemel passen ohne Umbau auf die vorgesehenen Achsen. Die Achse für die Tritte muss nur etwas verlängert werden, um je einen der neuen Tritte außen rechts und links aufzuschieben..
Mit Texsolv Litzen 280/12 funktioniert das  8-schäftige Weben einwandfrei.

Ein Nachteil dieses Webstuhs ist es, dass man nicht - wie bei den größeren Glimåkra Standard Modellen - für die Trittverschnürung von hinten in ihn einsteigen kann. Ich mache die Verschnürung mittlerweile von vorne, nachdem ich Brustbaum und Kniebaum vorübergehend entfernt habe.

Der Webstuhl ist recht kompakt gebaut und immerhin so stabil, dass ich auch Flickenteppiche darauf weben konnte. Er benötigt nicht viel Standfläche mit 128 x 117 cm. Durch seine Höhe von 1,55 m wirkt er aber dennoch raumgreifender als ein wirklich "kleiner" Webstuhl.




Ein später entwickelter Webstuhl, die Julia, heute noch bei GAV-Glimåkra erhältlich, ist da mit einer Standfläche von 80 x 78 cm und einer Höhe von 130 cm schon wesentlich kleiner, allerdings hat er auch nur eine Webbreite von 67 cm. 
Das Bild zeigt eine ältere Ausführung dieses Webstuhls außerdem mit Rollenzug, die Julia ist aber auch als  8-schäftiger Kontermarschwebstuhl zu bekommen.

Ich bevorzuge absolut das Weben mit Kontermarschwebstühlen. Die Tatsache, dass das Einrichten des Webstuhls etwas länger dauert, da Querschemel sowohl für die Hebung als auch für die Senkung vorhanden sind und so die doppelte Anzahl an Verschnürungen gemacht werden muss, zahlt sich beim Weben aus, durch ein nicht schief ziehendes, gutes und großes Fach. Dazu kommt, dass es Bindungen gibt, die für Rollenzugwebstühle nicht geeignet sind.

Tatsächlich habe ich erst in Schweden, in der vävstuga an unserem schwedischen Wohnsitz in Virserum,  das Weben mit Rollenzugwebstühlen kennengelernt.



Mittlerweile habe ich mehrere kleine Rollenzugwebstühle vom Typ Göta-Webstuhl und webe auch ganz gerne darauf, da die Probleme, die bei dieser Art der Schaftaushebung entstehen können, bei kleineren Webbreiten besser beherrschbar sind.

Typisch für den Göta-Webstuhl von Inga Askling und den baugleichen Anne-Webstuhl von Glimåkra ist die Hinterseite, dort fehlen sowohl die Beine als auch ein Streichbaum. 
Letzteres hat mich bisher nicht so gestört, da ich nie lange Ketten auf diesem Webstuhl verwebe und die fehlenden Beine haben wir einfach nachgerüstet. 
Ursprünglich sollte der Webstuhl einfach an einem Tisch oder einer Fensterbank befestigt werden, das verleiht ihm auch eine bessere Stabilität. Man konnte aber auch einen kompletten Unterbau inklusive Bank zukaufen. Hier gibt es mehr Informationen zu diesen Webstühlen.
Beide Webstühle sind in den Webbreiten 60 und 90 cm gebaut worden. Allerdings haben die kleineren Webstühle keine Querschemel, was ich als Nachteil sehe, sie lassen sich aber recht einfach nachrüsten.  Hier kann man sehen, wie wir es gemacht haben.



Es gibt oder gab eine Reihe kleiner Kontermarschwebstühle auf dem Markt. Ein tolles Modell war die Rita, ein kleiner, klappbarer Webstuhl, den die finnische FirmaVarpapuu seinerzeit unter verschiedenen Namen  auch  in Lizenz für diverse schwedische Firmen gebaut hat, u.a. für Bergå Garn. 
Typisch ist die Anordung der Querschemel, die Senker und Heber sind nicht untereinander angeordnet sondern liegen alternierend auf einer Ebene.  

Heute stellt Rudi Künzl den Webstuhl noch her, der bei ihm Mora heißt.
Der kleine Webstuhl hat 4 Schäfte und 6 Tritte und ist mit aufgezogener Kette zusammenklappbar. Die Webbreite beträgt 80 cm, die benötigte Stellfläche 110 x 115 cm, bei einer Höhe von 130 cm
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In den neunziger Jahren habe ich zusammen mit ein paar Freundinnen den Rita-Webstuhl in etwas abgewandelter Form nachgebaut. Unser Modell hat 8 Schäfte und Tritte, auf dem Bild oben werden gerade jeweils 6 davon genutzt. Ich habe meinen Rita-Nachbau in Schweden stehen und er funktioniert immer noch einwandfrei und ist laufend in Betrieb.

Für viele scheint es interessant zu sein, dass ein Webstuhl klappbar ist. Ich habe diese Möglichkeit eigentlich nie genutzt. Einerseits finde ich, dass ein kleiner Webstuhl kaum Raum einnimmt und dazu noch hübsch anzusehen ist. Ein zusammengeklappter braucht auch seinen Platz, muss ev. irgendwo hingelehnt werden, da nicht alle von selber stehen können und ist in dieser Form kaum ein Schmuckstück. Dazu kommt, dass es gar nicht so einfach ist und nicht mal eben so schnell geht, einen Webstuhl zusammenzuklappen und schon mal gar nicht mit aufgezogener Kette. Man sollte auch daran denken, dass die Klappbarkeit mit einer gewissen Instabilität einhergehen kann. 
Aus meiner Sicht ist die Möglichkeit, einen Webstuhl zusmmenklappen zu können vor allem für jene interessant, die Webvorführungen bei Ausstellungen oder auf Märkten machen, also das Webgerät mit dem PKW transportieren müssen.

In Finnland wird der Kaori Webstuhl hergestellt, ein kleiner Kontermarschwebstuhl, den ich vor drei Jahren in Växjö auf der Webmesse gesehen habe. Er kann auf 8 Schäfte ausgebaut werden, hat aber nur eine Webbreite von 60 cm. Er ähnelt im Aufbau der Rita, hat aber statt der von mir bevorzugten Hängelade eine Standlade.
Auf der Website der Firma ist der Link zu einem Film, der das Zusammenklappen des Webstuhls zeigt, da kann man gut sehen, wieviele Schritte nötig sind, um das zu bewerkstelligen, immerhin kann er im zusammengeklappten Zustand selber stehen und durch seine Rollen recht einfach transportiert werden.


Eine Hängelade hatte der kleine klappbare Kontermarschwebstuhl Nr. 9 der dänischen Firma Lervad, die es zwar nicht mehr gibt, die Webstühle tauchen aber bei Ebay und Co. immer mal wieder auf.

Fotos aus meinem alten Lervad Katalog

Diesem Webstuhl sieht man an, dass er eine Weiterentwicklung eines Tischwebstuhls ist. Der typische Webrahmen hat ein Untergestell bekommen und einen Überbau, der hier nicht mit Hebeln bestückt ist sondern den Kontermarsch beherbergt. Was mir an diesem Webstuhl nicht so gut gefällt ist die Tatsache, dass er keine Streichbäume hat sondern nur Kett- und Warenbaum, die im Verlauf des Webens ja ihren Umfang ändern und somit die Höhe des Fach beeinflussen. 
Ich habe nie auf diesem Webstuhl gewebt, er hat mir aber optisch immer sehr gut gefallen.



Etliche kleine Trittwebstühle waren ursprünglich Tischwebstühle mit Hebelmechanismen. Durch den Kauf eines entsprechenden Untergestells konnten sie auf einfache Art zu Webstühlen mit 4 Tritten und Direktanbindung  umgebaut werden. Oben ein Bild meines alten W70 von Louet mit selbstgebautem Untergestell. Auch dazu gibt es einen Blogbeitrag.


Für den Victoria-Webstuhl, der heute noch von GAV-Glimåkra hergestellt wird, ist ein Untergestell erhältlich, das mit 4 Tritten und Querschemeln ausgerüstet werden kann, so dass man mehrere Schäfte mit einem Tritt verbinden kann und nicht - wie bei der Direktanbindung - für die Musterbildung zwei oder mehrere Tritte gleichzeitig treten muss.


Foto aus einem älteren Glimåkra Katalog
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es auch für den Kothe Nordia Tischwebstuhl der finnischen Firma Varpapuu einen Umbausatz mit Tritten gab. Ein Untergestell konnte man auf jeden Fall kaufen.
Meinem Nachbau des Kothe Nordia aus den frühen 80er Jahren habe ich ein einfaches X-förmiges Untergestell ohne Tritte verpasst, das zwar schnell zu bauen war aber auch ein bißchen wackelig ist.



Seinerzeit hatte ich zwei Freundinnen dafür begeistern können, sich auch einen solchen Webstuhl zu bauen und zu dritt sind wir dann ans Werk gegangen. Bei der gemeinsamen Materialbeschaffung hatten wir Holz für eine weitere Interessentin mitbesorgt, die aber zu dem Zeitpunkt nicht mitbauen konnte. Tatsächlich ist sie nie dazu gekommen ihren Webstuhl zusammenzubauen und ich hatte nun über 30 Jahre lang die Bauteile in unserem Keller liegen.

Insgesamt hatte ich drei Tischwebstühle, den Louet W70 und den Kothe Nordia-Nachbau mit 4 Schäften, sowie den Victoria mit 8 Schäften, aber mit der Hebeltechnik konnte ich mich nie anfreunden. Es geht mir zu langsam vonstatten und man muss sich enorm konzentrieren, da man ja für jeden Schuss die richtigen Schäfte immer wieder einzeln auslesen muss. Mir hat das auf die Dauer keinen Spaß gemacht und ich finde diese Technik vor allem interessant, wenn man Proben und Mustersammlungen macht.

Also sind mittlerweile der Louet und die Victoria mit Tritten ausgerüstet und nur der Kothe Nordia hat noch seine Hebel behalten. Lange habe ich darüber nachgedacht, auch ihn umzubauen aber dann ist mir eingefallen, dass ich ja noch das zugeschnittenes Holz für den damals geplanten 4. Webstuhl irgendwo im Keller liegen hatte und dass es doch möglich sein müsste, aus diesen Teilen einen kleinen Kontermarschwebstuhl nach eigen Wünschen und Plänen zu bauen.



Und so sieht unser Selbstgebauter aus.


In meinem nächsten Post werde ich ihn genauer beschreiben und die Baupläne veröffentlichen.




Nach einem ersten Probegewebe und einigen kleinen Veränderungen, arbeite ich jetzt an meiner zweiten Kette ab und bin richtig glücklich mit meinem neuen kleinen, gemütlichen Webstuhl.








Bauplan für einen kleinen Kontermarschwebstuhl

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Ich wollte einen kleinen, handlichen Webstuhl haben, ausgerüstet mit Tritten, weil mir die Handhabung von Hebeln einfach zu langsam geht und mit Kontermarsch für eine gute Fachbildung.


Ich wusste, dass mir 6 Schäfte und Tritte reichen würden, da ich die einfacheren Bindungen bevorzuge. 
Ich mag sehr, sehr gerne die Klarheit der Leinenbindung, einfachen Köper und seine Abwandlungen und habe festgestellt, dass ich tatsächlich öfter 6-schäftige Muster webe als 8-schäftige.
Erfreulicherweise stehen mir einige andere Webstühle zur Verfügung, wenn ich eine höhere Schaftanzahl benötige.
Wer möchte, kann aber diesen Webstuhl auch als 8-Schäfter bauen. Die Tiefe des Webstuhls sollte dafür ausreichen. Es müssten die Seitenteile entsprechend verbreitert  und weitere Maße angepasst werden, um die zusätzlichen Wippen, Schäfte und Querschemel unterzubringen. Um die beiden fehlenden Tritte aufzunehmen reicht eine Verlängerung der Achse.



80 cm Webbreite reichten mir, erfahrungsgemäß ist das ein gutes Maß, wenn man gern Stoffe für Kleidung webt.
Desweiteren sollte mein neuer Webstuhl eine Hängelade haben, weil man einen besseren Blick auf den jeweils letzten Anschlag hat als mit einer Standlade und ich finde es einfacher, ein lockeres Gewebe mit einer leichten und schwingenden Lade zu erzielen. 

Die Kammlade sollte so gebaut sein, dass sie auch längere Kämme aufnehmen kann, so dass es möglich ist, Kämme von größeren Webstühlen mitbenutzen zu können.


Außerdem wollte ich gern einen eingebauten Reedekamm haben, ähnlich wie ich es von meinem kleinen Louet Webstuhl kenne. Es hat mir immer eingeleuchtet, dass es durch die Positionierung des Reedekamms unnötig ist, beim Bäumen die Schäfte zu entfernen.

Also haben mein Mann und ich uns ein paar Gedanken gemacht, wie das Ganze aussehen könnte und aus ein paar vorhandenen Materialien und zugekauftem Holz einen eigenen Webstuhl entworfen und gebaut, dem ich, nach meiner Großnichte, den Namen  Lotta gegeben habe.





Auf der Zeichnung und dem folgenden Foto kann man gut den Grundaufbau des Webstuhls erkennen, der aus drei Hauptteilen besteht.
Das Herzstück bildet ein Webrahmen mit seinen drehbaren Bäumen, den Streichbäumen und einem Verstärkunggsholz im hinteren Bereich.
Dieser Rahmen steht auf einem Unterteil mit Tritten, das auch die Querschemel aufnimmt und darauf aufgesetzt ist der Überbau mit dem Kontermarsch und den Aufnahmen für die Hängelade.




Der Rahmen

 

Im vorausgegangenen Blogbeitrag habe ich geschrieben, dass wir noch Holzteile für den Nachbau eines Kothe Nordia Tischwebstuhls im Keller hatten, und dass wir diese für den Bau des neuen Webstuhls genutzt haben.
Wer einen solchen Webstuhl hat und ihn umbauen möchte, kann sich einen Teil der Arbeit also sparen.


Nachbau des Kothe Nordia Tischwebstuhsl von Varpapuu

Der Rahmen setzt sich zusammen aus den zwei Seitenstücken, die man aber nicht unbedingt, wie hier geschehen, aus jeweils 3 Teilen zusammensetzen muss, sondern auch aus einem Brett sägen kann.


In die runden Löcher werden Kettbaum und Warenbaum gesteckt, oben werden die Streichbäume angeschraubt. Unter den Kettbaum wird noch eine Verstärkung in den gleichen Abmessungen wie die Streichbäume geschraubt. Diese Verstärkung befand sich ursprünglich auch unter dem Warenbaum, wir haben sie dort aber weggelassen, weil ich mit den Knien dort angestoßen wäre und wir den Webstuhl lieber niedrig halten wollten.


Material für den Rahmen
2 Seitenteile 
   im vorliegenden Fall sind die Endstücke 28 mm, das Mittelstück 20 mm stark
2 Streichbäume und
1 Verstärkungsholz je 40 x 30 x 860 mm
2 Bäume, Durchmesser 32 mm, Länge 940 mm, 
   mit 5 Bohrungen für die Anlängerschnüre 
   bei 100 - 285 - 470 - 655 - 840 mm 



2 Sperrklinkenräder mit  Handgriffen und Sperrhaken



Die Zahnräder hat seinerzeit ein Schreiner für uns angefertigt. Ich habe sie - wie den ganzen Rahmen - benutzt, weil ich sie noch hatte und weil sie sich bei unserem Kothe Nordia Nachbau bewährt hatten.
Man kann sich aber aus einem passenden Material wie Sperrholz, Hartholz, Metall oder auch Kunststoff durchaus selber, anders gestaltete Sperrklinkenräder und dazu passende Sperrhaken aussägen. Für den Post über den Bau eines Webrahmens  hat mein Mann die folgende Anleitung verfasst, die man natürlich auch nutzen kann, wenn das Rad ein wenig größer sein soll.

Wie erhalte ich die Kontur für ein Sperrklinkenrad?



Der Kreis könnte z.B. 100 mm groß sein und als Material würde sich 10 mm starkes Sperrholz eignen.


Wir haben die Zahnräder auf der rechten Seite montiert, links ist nur eine Platte angeschraubt, die den Baum am Herausfallen hindert. Der Griff ist ans Zahnrad geschraubt und dieses ist auf eine Verjüngung am Ende des Baum aufgesteckt und festgeleimt worden.



Die Zahnräder und ihre Sperrhaken sind so angebracht, dass Kette und Gewebe so aufgerollt werden,
dass man die Kettleisten beim Bäumen und beim Abdecken des Anlängerstabs und der Anlängerschnüre einfach von vorne einlegen kann, was ich wesentlich praktischer finde.


Das Bild veranschaulicht die Situation am Viktoria Webstuhl von Glimåkra, bei dem ich mir das abgeguckt habe.
Hier sieht man zudem eine preiswerte Alternative für Kettleisten. Ich kaufe alte Innenjalousien aus Holz, deren Lamellen ich auf die jeweils passende Länge für meine Webstühle schneide.



Das Unterteil des Webstuhls



Um eine gute Standfestigkeit zu gewähren, haben wir eine geschlossene Rahmenkonstruktion für den Unterbau gewählt, die im vorderen Bereich die Aufnahmen für die Tritte hat. Bei kleineren Webstühlen ist es wesentlich praktischer die Tritte vorne anzulenken, da das ganze Unterteil dann nicht so hoch gebaut werden muss.


Das linke Seitenteil ist hier bereits einfach von außen angeschraubt worden. Dieses Seitenteil hat im mittleren Bereich schon die Aufnahmen für die Achse der Querschemel, die dem rechten Seitenteil fehlen. Beide Seitenteile haben die aufgesetzte obere Leiste, sie dient als Träger für den eigentlichen Webrahmen.
In die oberen Ausschnitte der Seitenteile wird später der Kontermarschaufbau gesetzt.


Hier sind bereits die Tritte eingesetzt. Um die Achse dafür in den geschlossenen Rahmen zu setzen, hat das rechte Rahmenteil ein kleines Bohrloch, natürlich könnt ihr das Loch auch links oder an beiden Seiten anbringen. 
Die Achsen der Tritte und Seitenschemel haben am Ende je eine kleine Durchbohrung, in die ein Splint gesteckt wird, so dass sie nicht aus ihren Halterungen rutschen können.


Es hat sich gezeigt, dass sich die Tritte besser  treten lassen, wenn sie einen etwas größeren Abstand voneinander haben. Das ist in den Planzeichnungen bereits berücksichtigt. Dadurch sind die Einkerbungen der beiden mittleren Tritte, die auf den Fotos zu sehen sind, dann nicht mehr nötig.


Nun sind auch alle Querschemel auf die dafür vorgesehene Achse aufgefädelt.

Wenn man einen Webstuhl klein halten will, also auch niedrig, ist es sinnvoll, die Querschemel für Senkung und Hebung auf einer Ebene anzubringen, statt wie üblich übereinander.  Der Rita Webstuhl ist so gebaut und hat ein Fach, das sich sehr gut öffnen lässt. Auch der Kaorin kangaspuutund der Aktiv Webstuhl von Glimåkra haben diese Art der Anbringung der Querschemel.


Diese beiden Zeichnungen zeigen die Maße für die Querschemel und Tritte.
Wenn ihr andere Grundmaße für den Webstuhl nehmt, andere Holzstärken benutzt oder einen 8-Schäfter baut, ist es natürlich nötig alle Maße anzupassen, das gilt besonders für die Platzierung der Löcher für die Schnüre zwischen Querschemeln und Tritten und des mittleren Lochs in den Querschemeln.



Die Tritte für meinen 6-schäftigen Webstuhl haben 12 statt 6 Löcher. Das ist so eigentlich nicht üblich und war ursprünglich ein Versehen meines Mannes, der einfach von den 12 Querschemeln zu den Tritten runtergelotet hat und alles mit Bohrungen versehen hatte, bevor ich Zeit hatte, einen Blick darauf zu werfen. Tatsächlich habe ich dann festgestellt, dass es enorm praktisch ist, für jeden der Querschemel das passende Loch zu haben, man kann so viel einfacher abzählen beim Anknoten. Die Schnüre vom Schemel Nr. 1 kommen immer ins 1. Loch, von Nr. 2 ins 2. Loch , von Nr. 3 ins 3. Loch usw. Man kommt nicht so leicht durcheinander als wenn man die beiden Querschemel von Schaft 1 mit der ersten Lochreihe verbinden müsste.



Material für das Unterteil
4 Kanthölzer für den Grundrahmen
2 Seitenteile
2 kleine Holzleisten, die den Grundrahmen tragen
2 Aufnahmen für die Achse der Querschemel
12 Querschemel aus Buchenholz
3  Aufnahmen für die Achse der Tritte
6 Tritte aus Buchenholz
je 1 Achse aus 8 mm Rundstahl für die Tritte und die Querschemel
4 passende Splinte 



Der Überbau mit Kontermarsch und Hängelade

 


Der Überbau besteht im Wesentlichen aus 2 Seitenteilen, die in den Ausschnitt der unteren Seitenteile gesetzt und wie diese am Rahmen verschraubt werden. Anders als auf dem Foto sollte auch der Unterbau mit 2 Schrauben befestigt werden, uns fehlte zum Zeitpunkt der Aufnahme noch die passende Größe.


Im oberen Bereich werden die Seitenteile hinten und vorne durch ein Brett verbunden, diese Konstruktion bildet den Kasten für den Kontermarsch. Den Bau eines Kontermarsch habe ich in einem früheren Blogpost schon einmal ausführlicher behandelt.


Auf den Seitenteilen ist hochkant je in Brett angebracht, das nach vorne herausragt, und an dem seitlich, innen, die Aufnahmen für die Hängelade angebracht sind. Der kleine Überstand vor dem Kerbenblock für die Hängelade soll noch für eine LED-Lichtleiste genutzt werden.


Diese Zeichnung zeigt u.a. die Bemaßung der 12 Kontermarschwippen und insgesamt 12 Schaftlatten.
Die Kontermarschwippen haben jeweils eine Bohrung in der Mitte für die Achse der Wippen und eine an der äußeren Seite für die Feststeller.  Die Mittelachse haben wir fest eingebaut, die Feststeller kann man einfach einstecken und rausnehmen.
Die Schaftlatten  haben Löcher an ihren Außenkanten, hier kann man während des Litzeneinzugs Schaftnadeln einsetzen und später eine Fadensicherung einziehen, damit die Litzen seitlich nicht abrutschen. 
Die oberen Schaftlatten werden bei mir noch kleine Hakenschrauben bekommen, in die ich die Texsolvschnur, die von den äußeren Wippen kommt, einhaken kann. Momentan habe ich die Schnur einfach in die Löcher gefädelt, das ist auf die Dauer aber nicht so praktisch, wenn man die Litzenmenge oder auch die Höhe der Schäfte verändern will.
Ich verwende übrigens in diesem Webstuhl Texsolv Litzen 280/12.




Die unteren Schaftlatten haben ein längsgehendes Mittelloch, das die Schnur aufnimmt, die von der Mitte der Wippen ausgeht.


Die seitlich angebrachten Aufnahmen für die Hängelade sollten aus Hartholz sein, hier ist es Buche,  sie haben mehrere Vertiefungen, so dass es möglich ist, die Stellung der Lade zu verändern.


Auch die Schwingarme der Lade sind aus Buchenholz gesägt, die Aufhängungen aus Metall gefertigt.



Mein Mann hat dafür ein Stück einer 8 mm starken Gewindestange in das Holz eingesetzt und auf den überstehenden Teil einen Rohrabschnitt mit einem Durchmesser von 10 mm geschoben.



Es ist wichtig, dass die Lade wirklich senkrecht hängt, damit kein schiefes Gewebe entsteht, darum sollte hier sehr sorgfältig gearbeitet werden.



Auf dem oberen Bild kann man sehen, dass es bei der Konstruktion der Lade möglich ist, auch längere Kämme zu nutzen. Das ist sehr praktisch und leider ist das nicht bei allen kleinen Webstühlen der Fall.


Hier sieht man die Kammlade von hinten. Oben haben die senkrechten Teile ein Langloch, damit man die Kämme gut einsetzen kann. An dieser Stelle wäre es sinnvoll, eine Flügelmutter anzubringen, damit man dafür kein Werkzeug braucht, wir hatten leider keine passende zur Hand und werden auch das natürlich nachrüsten.


So sieht das Ganze von der Seite aus.


Weil Kämme durchaus unterschiedlich dicke Bünde haben, ist es sinnvoll, die Nuten, in die der Kamm geklemmt wird, anzuschrägen, so passen alle Größen hinein. 



Nun fehlt noch der Reedekamm, der auf der hinteren Querleiste des Kontermarschkastens sitzt.



Weil ich den relativ kurzen Reedekamm auch bei meinen anderen kleinen Webstühlen einsetzen wollte, haben wir ihn abnehmbar gemacht. Er wird einfach auf einen, in den Kontermarschkasten eingesetzten Stift gesetzt, der auch den Deckel hält.
Der Kamm selbst besteht aus einer Leiste, die im Abstand von 1 cm mit kleinen Metallstiften bestückt ist, die 30 mm hoch herausragen. Auch wenn man kleine Nägel nimmt, sollten die Löcher für die Stifte vorgebohrt werden, da das Holz sonst zu leicht reißt. Wir haben die Stifte zusammen  mit einem Tropfen Holzleim eingetzt.
Die Leisten, die wir benutzt haben sind nut 10 mm stark, ich würde mittlerweile die untere etwas höher machen, um so den Reedekamm höher zu setzen, damit sich die Kettfäden nicht mit den Steckern in den Wippen verheddern können. Der Deckel, den man vorne sieht, hat einfach einen Längsschnitt bekommen. 


Material für den Überbau und die Lade
2 Seitenteile
2 Querhölzer für den Kontermarschrahmen, Buchenholz
12 Kontermarschwippen
2 Achsen für die Kontermarschwippen aus 8 mm Rundstahl
2 Feststeller, z.B. aus 6 mm Rundstahl 
12 Schaftlatten aus leichtem Holz (Fichte, Kiefer)
2  Aufnahmen für die Hängelade, Buchenholz
2 Seitenteile für die Hängelade, Buchenholz
2 Hölzer für die Kammaufnahme der Hängelade
2  Gewindestangen, 8 mm Durchmesser, 49 lang
2  Metallhülsen, 10 mm, 20 mm lang



Zum Webstuhl braucht man nun natürlich noch eine passende Bank.




Ich bin 1,70 m groß und komme mit der gezeigten Höheneinstellung gut klar. Für größere und kleinere Menschen ist die Bankhöhe leicht verstellbar.


Dazu müssen nur die beiden Schlossschrauben entfernt werden, dann werden die Rundhölzer in der gewünschte Höhe eingeschoben und wieder befestigt.



Die meisten Teile des Webstuhls sind aus Nadelholz gebaut.
Damit der Kontermarsch gut funktioniert, ist es wichtig, dass die Schäfte nicht zu schwer sind. Die Wippen, Querschemel und Tritte sind aus dem schwereren Buchenholz, die Schaftlatten aus leichtem Nadelholz.
Bei unserem Prototyp waren die Schaftleisten auch aus Buche und dadurch so schwer, dass die Kontermarschwippen nicht in Waage blieben sondern absackten, nachdem ich die Feststeller der Wippen gezogen hatte. Nach der Materialänderung für die Schaftlatten steht der Kontermarsch auch, ohne dass überhaupt eine Kette aufgezogen ist.  Ich weiß, dass in manchen Fällen nur die Kette dafür sorgt, dass die Wippen nicht zu tief fallen, was für die Kette selbst aber eine unnötige Belastung darstellt.
Für die Seitenteile der Kammlade haben wir auch Buchenholz genommen, weil wir hoffen, dass es sich nicht so leicht verzieht.

Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, jede einzelne Schraube anzugeben und hoffe, dass sich keine Meßfehler eingeschlichen haben. 
Die Angaben beschreiben meinen Webstuhl und kleine Änderungen an einer Stelle können weitere nach sich ziehen. Darum empfehle ich, meinen Angaben nicht blind zu folgen, sondern stets den eigenen Bau im Auge zu behalten.
Wer noch Fragen hat, kann mich gern per E-Mail kontaktieren, meine Mailadresse findet ihr im Impressum.

In meinem nächsten Blogpost werde ich zeigen, wie ich die Verschnürung des Webstuhls mache, eine Kette aufziehe und webe.



Einrichten des kleinen Kontermarschwebstuhls

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Der selbstgebaute Lotta - Webstuhl wird nun zum Weben eingerichtet.




Ich beginne damit, Texsolvschnüre abzulängen und rate dringend dazu, die angegebenen Längen nur als ungefähre Werte zu sehen und beim eigenen Webstuhl lieber vorher nachzumessen, ob die Maße wirklich passen. Durch kleine bauliche Veränderungen kann sich da einiges geändert haben. Wer andere Maße braucht, sollte immer ein bisschen Länge zugeben, damit Material zum Justieren übrig ist.
Zuerst werden die Kontermarschwippen festgestellt, indem man die passenden Metallstangen in die Löcher im Kontermarschkasten steckt, dann bekommen die Wippen ihre Schnüre.

Für meinen 6-schäftigen Webstuhl habe ich 6 Stücke Texsolvschnur auf  31 cm Länge geschnitten und an den Enden mit Hilfe einer Feuerzeugflamme angeschmolzen. So mache ich es mit allen Texsolvschnur-Enden, damit nichts aufribbeln kann.

Texsolv: Schnur, 2 Anker, 1 Pfeilstecker

Mit diesen kurzen Schnurstücken verbinde ich nun die Wippen in der Mitte und stecke sie mit den sog Ankern oder Klammerbolzen der Firma Texsolv fest.
Dann brauche ich 6 lange Schnurstücke, à 65 cm, die ich jeweils um eine der Verbindungsschlaufen schlinge und dadurch befestige, dass ich das eine Ende durch eines der Löcher am anderen Ende ziehe. Fertig sind die Heber-Schnüre, die später durch die Mittellöcher jedes 2. Querschemels gesteckt werden.


In die äußeren Löcher der Wippen kommen die Schnüre, an denen die Schäfte hängen. 
Das richtige Maß ermittelt man dadurch, dass man einen Schaft provisorisch aufhängt, einen festen Faden, z.B. Teppichkettgarn, durch eine Litze und den Kamm zieht, den Faden über die beiden Streichbäume leitet und an beide Enden ein Gewicht hängt. Jetzt justiert man solange die Länge der Texsolvschnur bis der simulierte Kettfaden durch die Mitte des Litzenauges und durch die Mitte des Kamms geht.



Meine 12 Schnüre waren jeweils 23 cm lang, als ich sie durch das Loch in der oberen Schaftlatte gezogen hatte.




Mittlerweile habe ich Schraubhaken an die oberen Schaftleisten geschraubt und ich bräuchte nur noch 20 cm Schnur. Ich stecke einfach die Schnüre durch die Wippenlöcher rechts und links, befestige sie jeweils mit einem Anker und hänge die Schäfte in der richtigen Höhe mit ihrem Haken in die Schnur. 
Bevor ich die Schäfte aufhänge, habe ich sie natürlich mit der benötigten Anzahl Litzen bestückt. Mein Webstuhl ist mit Texsolvlitzen 280/12 ausgerüstet, Das sind die sog. Standardlitzen, auch einfach 28er genannt
.



An den oberen Schaftleisten können die Litzen nicht abrutschen, weil die kleinen Haken für die Aufhängung, die außerhalb der Webbreite angeschraubt sind, sie daran hindern. Den unteren Schaftleisten verpasse ich eine Gummischnur mit Metallsplinten, um das Abrutschen der Litzen zu verhindern. Meine Gummischnur hat einen Durchmesser von 1,5 mm.



 Nun kommen wir zu den Anlängerschnüren.



Hinten am Webstuhl ziehe ich durch jedes der 5 Löcher am Warenbaum je ein Stück Texsolvschnur, das so lang ist, dass es fast an die Litzen reicht. Ich befestige die Schnüre am Anlängerstab, indem ich sie einmal um den Stab lege und jeweils das Ende der Schnur durch eines der Löcher ziehe. Dann ziehe ich eine Polyesterkordel durch das Loch in den überstehenden Endstückchen und befestige die Kordel rechts und links mit einem Knoten am Anlängerstab.
Wenn ich die Kette aufziehe, nehme ich alle Schnüre ab, bis auf die äußere, rechts oder links, lege dann den Stab in die Schlinge meines Fadenkreuzes und mache das gegenüberliegende Ende provisorisch mit einem Pfeilstecker wieder fest.

Die Verbindung zum vorderen Anlängerstab mache ich mit einer langen Polyesterkordel. Hier werden später die offenen Kettenden angebunden, darum muss ich hier keine lösbare Verbindung haben. Damit die Kette nicht schief aufgewickelt wird, muss man beim Anbringen dieser Schnur darauf achten, dass sie immer in gleicher Richtung durch die Löcher gezogen wird und entsprechend um den Anlängerstab geführt wird. Die Enden der Schnur habe ich mit einem Knoten in den Bohrungen des Stabes befestigt.


Jetzt kann ich die Kette am Schärbaum ablängen.


Mein erstes Gewebe auf dem fertigen Webstuhl soll ein Stoff für eine leichte Jacke werden.
Ich hatte in meinem Vorrat noch Konen mit Merinowolle in zwei verschiedenen Stärken.



Einzeln wäre mir das Garn zu dünn gewesen, so habe ich beschlossen, die beiden Konen zu mischen. Es handelt sich  einmal um schwarze Wolle Nm 27/2, die verzwirnt ist und um gefachte Wolle mit 3 Fäden à Nm 40/2.


Meine neu gebildetes Garn hat je einen Faden von den beiden Konen und ich habe die Kette mit sechs dieser zusammengesetzten Fäden pro Zentimeter geschärt. Ich mache beim Schären nur ein Fadenkreuz und kein Gangkreuz, sondern gehe stattdessen mit dem Garn nur um den Wendezapfen an meinem Schärbaum herum. Außerdem lege bei jedem neuen Umgang den oder die Fäden immer wieder über die bereits geschärten. Gelernt habe ich das einmal anders, für mich hat sich dieses Vorgehen aber als praktischer erwiesen.


Die Schlinge des abgebundenen Fadenkreuzes lege ich um den Anlängerstab, dann stecke ich die Fadenkreuzlatten ins Kreuz und befestige die Latten am Webstuhl.
In Jane Staffords Online Guild habe ich eine praktische Art gelernt, die Kreuzlatten so zu befestigen dass sie bei Bedarf horizontal und vertikal verschiebbar sind.




Ein Stück Schnur wird doppelt genommen und als Schlinge z.B. um den Mittelbalken des Webstuhls gelegt. 
Die beiden Enden werden nun nacheinander so durch die Löcher der Kreuzlatten gezogen, dass dabei eine Verkreuzung entsteht.


Das passiert, wenn man das erste Schnurstück von oben durch die 1. Latte fädelt und auch von oben durch die 2. Latte. Dann nimmt man das 2. Schnurstück und fädelt es von unten durch Latte 1 und auch von unten durch Latte 2. Die beiden Enden kann man dann mit einem aufziehbaren Knoten am Streichbaum befestigen. Die Kreuzlatten haben jetzt einen guten Abstand voneinander und lassen sich durch die Reibung auf der Schnur in jede gewünschte Stellung schieben.


Nachdem ich die Knoten aufgelöst habe, die das Fadenkreuz sicherten, kann ich nun meine Kettfäden im Reedekamm verteilen. Der Reedekamm hat eine Zentimetereinteilung, es kommen also 6 Fäden in jede Abteilung.


Meine Kette ist 80 cm breit und 5 m lang. Ich habe jetzt schon zum 2. Mal erfolgreich Jane Staffords sehr einfache Methode angewandt, die Kette allein aufzuziehen, nur mit Hilfe von einn paar schweren Büchern.


Jane legt Papier ein, beim Aufwickeln des Kettbaums, ich habe meine Kettleisten benutzt.




Wenn man sich mit einem Stuhl vor den Webstuhl setzt, kann man recht bequem den Litzeneinzug machen.


Beim Blattstechen sitze ich lieber etwas höher auf meiner Webbank, so hat man einen guten Überblick.


Nun zur Trittverschnürung. 
Die Kontermarschwippen sind noch festgestellt.
Als erstes werden die Schäfte mit den Querschemeln verbunden.
Ich sitze dabei vorne vorm Webstuhl auf einer Fußbank.

Für mein Gewebe brauche ich 4 Schäfte und 6 Tritte. Ich setze also 8 Querschemel auf die entsprechende Achse. Die Querschemel sollen nach der Anschnürung waagerecht stehen.
Da die Querschemel alle in gleicher Höhe angebracht sind, ist es nicht so einfach, diejenigen für die Hebungen und jene für die Senkungen auseinanderzuhalten. Eine gute Möglichkeit wäre die farbige oder sonstige Markierung jedes zweiten Querschemels.
Ich habe mit verschiedenfarbigen Schnüren gearbeitet.
Seit einiger Zeit kann man in Schweden  Texsolvlschnur  in den Farben schwarz, rot, blau und gelb kaufen. Ich habe mir letztes Jahr eine Rolle in blau direkt bei Texsolv bestellt. Das Porto nach Deutschland dürfte aber so hoch sein, dass man vielleicht erst einmal hier bei den einschlägigen Händlern anfragt, ob sie farbige Texsolvschnur verkaufen oder mitbestellen können.
Eine andere Möglichkeit wäre es, sich die abgelängten Schnüre selbst einzufärben. Das soll ganz gut mit Jacquard iDye Poly funktionieren. Normale Stofffarbe haftet auf der Kunststoffschnur nicht gut.



Natürlich kann man die Schnüre auch alle weiß lassen, aber es erleichtert die Sache, wenn man in die unteren Schaftlatten Schnüre in einer abweichenden Farbe einzieht, sie mit jedem 2. Querschemel verbindet und dadurch, wie hier, z.B. die Senker markiert.

Auf den beiden Bildern kann man die Reihenfolge gut sehen:  Die lange Schnur, die von der Mtte der Wippen kommt, wird vor den Litzen nach unten geleitet und unter dem Mittelloch des ersten Querschemels mit einem Anker befestigt.  Der zweite Schemel wird mit der unteren Schaftlatte durch eine farbige Schnur verbunden, der 3. mit einer langen weißen usw. Die Schemel 1,3,5,7 sind also weiß verschnürt, die mit geraden Zahlen blau. Die langen Schnüre gehen jeweils vor ihrem Schaft lang und mitten durch die Kette, dabei sollen sie die Kettfäden nicht beiseite drücken.

 


Jetzt sollen die Querschemel mit den Tritten verbunden werden.

Ich habe 12 weiße und 12 blaue Schnüre auf 40 cm Länge geschnitten und in jede Schnur provisorisch schon einmal einen Anker gesteckt.
Ich sitze weiterhin vorne vorm Webstuhl und stecke, hinten beginnend, die Ankerschnüre entsprechend meiner Patrone in die Löcher der Querschemel, dabei gehe ich Schaft für Schaft vor.
 

Jedem Schaft sind 2 Querschemel zugeteilt, einer für die Senkung und einer für die Hebung.
Der hinterste Querschemel ist blau angebunden, er ist für die Senkung des Schafts zuständig und bekommt auch blaue Schnüre zu den Tritten.  
Diese Schnüre werden durch die Löcher gesteckt, die in der Webpatrone den leer gebliebenen Kästchen entsprechen und oben mit einem Anker festgeklemmt.

Die langen, weißen Schnüre sind für die Hebung zuständig. Die Querschemel, die weiß angebunden sind, bekommen also weiße Schnüre zu den Tritten. Hier werden die schwarzen Kästchen der Patrone verschnürt.



Die Zeichnung soll die Zuordnung noch einmal verdeutlichen. Hier sind Senkung und Hebung allerdings so dargestellt, wie sie erscheinen, wenn die Querschemel übereinander liegen. Am Lotta-Webstuhl haben wir es ja jeweils mit einem Senker und einem Heber nebeneinander zu tun. 
(Achtung: Das Steckschema der Anker, das auf den Fotos zu sehen ist, entspricht nicht der oben abgebildeten Patrone, u.a. weil ich die Anbindung immer so abändere, dass eine sog. schreitende Trittfolge möglich ist.)



Wenn alle Schnüre eingesetzt sind, kann ich sie mit den Tritten verbinden.
Mein Webstuhl hat ja nicht für jeden Schaft ein Loch in den Tritten sondern je ein Loch für jeden Querschemel. Daher kann ich beim Durchziehen der Schnüre in die Tritte ganz einfach abzählen, Schemel 8, Loch 8, Schemel 7, Loch 7 usw.

Ich gehe Tritt für Tritt vor und befestige die Schnüre unter den Tritten dann mit Kabelbindern.  
Dabei beginne ich wieder von hinten und schiebe den Kabelbinder, als Sicherheitsmaßnahme gegen das Ausreißen, jeweils durch das 2. Loch der Schnüre.  
Durch das Knübbelchen am hinteren Ende und die Schrägstellung der Tritte kann der Kabelbinder nicht rausrutschen.


Zum Schluss  muss ich dann nur noch die Anker oben auf den Querschemeln so feststecken, dass alle Tritte in die gleiche Höhe kommen. Meine Tritte schweben hinten 15 cm über dem Boden.


Jetzt wende ich mich wieder der Kette zu. Ich finde, dass die Verschnürung der Tritte einfacher geht, wenn die Kette noch nicht angeknotet ist, Man hat einfach einen besseren Überblick.


Das Anknoten der Kette an den Anlängerstab mache ich also ganz zum Schluss. Ich setze zuerst nur einen Knoten und kontrolliere noch einmal die Stelle, an der die langen Schnüre, von den Wippen kommend, durch die Mitte der Kette gehen.


Falls die Schnüre nur geringfügig außerhalb der Kettmitte liegen, reicht es, den Kamm etwas in der Kammlade zu verschieben. Werden Kettfäden aber regelrecht beiseitegedrückt von den Mittelschnüren, muss man diese einzeln von den Querschemeln lösen, an der richtigen Stelle durch die Kette führen und wieder befestigen.
Wenn das alles erledigt ist, ziehe ich die Knoten noch einmal fest und setze einen zweiten Knoten darüber.
Nun darf man nicht vergessen, die Feststeller aus dem Kontermarsch zu ziehen, sonst öffnet sich kein Fach.



Der kurze Film zeigt, wie weit sich das Fach öffnet. Ich habe einen geraden Einzug auf 4 Schäften, gleichseitigen Köper und zusätzlich zwei Leinwandtritte angeschnürt. Meine Patrone habe ich umgestellt für eine schreitende Trittfolge. Ich trete im Film Leinwandbindung rechts außen und links außen und dann abwechselnd von außen nach innen die Köpertritte.



Den Stoff für die Jacke habe ich in Leinwandbindung gewebt.


Für den Schuss habe ich das Kettmaterial verwendet und in regelmäßigen Abständen Streifen aus Sockenwolle in pink/lila Tönen eingewebt.


Die Köperbindung hatte ich nur angeschnürt, um den Webstuhl mit mehreren Schäften auszuprobieren. Oben auf dem Probestück sieht man einen Spitzköperstreifen. Meine weiteren Köperversuche waren alle schwarz auf schwarz und im Foto nicht gut zu erkennen.
Aber eins der Streifenmuster gefiel mir ganz gut und ich habe schon wieder eine neue Kette mit dem gleichen Material auf dem Webstuhl.



Zum Schluss noch ein Tipp fürs Weben, der auch wieder von Jane Stafford stammt.

Ein gleichmäßiger Anschlag, besonders bei lockeren Geweben und eine schöne Webkante gehören zu den großen Schwierigkeiten für den Webanfänger und obwohl ich schon seit 1980 webe, kann ich wirklich nicht behaupten, dass ich immer tolle Ränder und gleichmäßige Stoffe zustande bringe.
Seit ich mir aber Janes Art zu weben angewöhnt habe, sehen alle meine Gewebe wesentlich besser aus. 

Jane Stafford Textiles

Ich öffne mein Fach, schieße das Schiffchen durch, schlage mit der Kammlade an und lasse die Lade in dieser Stellung direkt am Gewebe, während ich umtrete. Dann erst geht die Lade im neuen Fach zurück und der nächste Schuss wird eingegeben.
Jane sagt dazu:

 Throw - Beat - Change - Beater back







Electric Eel Wheel

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Nach meinem letzten Zwirn-Marathon war ich wild entschlossen, mir einen Elektrospinner zu kaufen.
Nach kurzer Marktforschung habe ich die Idee dann allerdings wieder verworfen.
Ich habe insgesamt 6 Spinnräder, ein Louet S10, das ich mir 1980 gekauft habe, einen louetähnlichen Selbstbau, der etwa 5 Jahre später entstanden ist, das Victoria Reisespinnrad von Louet sowie drei wunderbare, alte schwedische Spinnräder und alle funktionieren einwandfrei. Unter diesen Umständen kam es mir unsinnig vor, gut 600 Euro für einen Elektrospinner auszugeben, nur weil ich keine Lust auf das Dauertreten beim Zwirnen hatte.
Aber während meiner Recherchen war ich irgendwann auf der Seite von Maurice Ribble gelandet und war dort auf eine preiswertere Alternative gestoßen, das Electric Eel Wheel 6. Das Problem dabei, diesen E-Spinner gibt es leider noch gar nicht. Maurice Ribble finanziert den Bau seiner Spinnräder über Crowdfunding bei Kickstarter und die voraussichtliche Lieferung soll erst ab Februar 2021 erfolgen.


Es gibt  allerdings ein Vorgängermodell, das Electric Eel Wheel Nano. Wie schon aus dem Namen hervorgeht, handelt es sich dabei um einen sehr kleines Gerät und zu meiner ursprünglichen Idee, mir einen E-Spinner zum Zwirnen meiner Garne zu kaufen, passte es eigentlich nicht und es passte schon mal gar nicht zu der Tatsache, dass ich ohnehin schon sechs Spinnräder habe.

Aber irgendwie faszinierte mich dieser Zwerg und je mehr ich darüber bei Ravelry und Facebook las und bei You Tube sah, desto stärker wurde mein Wunsch auch so ein Nano zu besitzen.



Leider versendet Maurice Ribble seine Spinnräder nicht mehr nach Deutschland, da es hier immer wieder zu Problemen mit dem Zoll gekommen ist. Dafür gab es offenbar unterschiedliche Gründe, u.a. soll es das Fehlen einer gedruckten Bedienungsanleitung gewesen sein, es liegt aus Kostengründen nur ein Kärtchen bei mit der Webadresse für die anleitung bei, sowie die Tatsache, dass ein amerikanischer Stecker montiert ist, den man in Europa nur mit Reiseadapter zu benutzen kann.


Aber es gibt ja meist für alles eine Lösung, Bei Wollokaal in Holland sind die kleinen E-Spinner verfügbar und es hat nach der Bestellung keine Woche gedauert und mein Paket war da, liebevoll verpackt und u.a. mit etwas wunderbar weicher, türkisfarbener Wolle zum Probespinnen versehen. 

Der amerikanische Stecker ist für mich überhaupt kein Problem, weil ich es sowieso viel angenehmer finde, ortsunabhängig meine Powerbank zu benutzen, für die eine Zuleitung mit USB-Stecker zum Lieferumfang gehörte. 

Zusätzlich hatte ich mir gleich Fadenführer aus Kunststoff für etwas dickeres Garn mitbestellt und noch zwei zusätzliche Spulen, so dass ich nun immerhin 8 Stück habe. 
Wer einen 3D-Drucker hat, kann sich Spulen und weitere Zubehörteile, wie z.B. eine Lazy Kate, auch selber drucken.  Bei Thingiverse hat Maurice Ribble die Dateien dazu eingestellt.



Das Spinnen klappte von Anfang an ohne Probleme und auch das Verzwirnen machte keinerlei Schwierigkeiten.


Zuerst habe ich orangefarbene Landschafwolle gesponnen und gezwirnt.


25 g des gezwirnten Garns passten auf eine Spule.



Dann habe ich angefangen meinen Vorrat an Garn zu zwirnen, den ich im Laufe der Zeit mit meiner kleinen Kreuzspindel gesponnen hatte. Nun verspinne ich gerade das schöne Garn aus Holland.


Da ich schon im Vorfeld viel über das Nano gelesen und gesehen hatte, habe ich gleich als erstes ein paar Tipps von Vampy umgesetzt, um den kleinen E-Spinner so leise wie möglich zu machen.


Bei meinem Nano haben drei Dinge gereicht, ich habe die Achse mit feinem Sandpapier abgezogen, um ev. Grate zu entfernen, vorn und hinten, dort wo die Spule anliegt, je ein Stück Tesafilm aufgeklebt und aus Polarvlies zwei Ringe geschnitten, die dafür sorgen, dass die Spule kein Spiel auf der Achse hat und damit ist jedes Klackern verschwunden.


Jetzt fehlte nur noch eine passende Tasche, denn das Eel Wheel Nano ist, ausgestattet mit einer Powerbank, wirklich der perfekte Reisebegleiter.


Die kleine Kühltasche fasst alles, was ich zum Spinnen unterwegs brauche. In dem selbstgebastelten, gepolsterten Trennungsteil steckt die Powerbank, daneben haben meine sieben Spulen Platz,und Spinnmaterial kann ich einfach noch in den Deckel packen.


Die Tasche ist nur 24 cm breit,  17 cm hoch, 17 cm tief .









Tea Towel Time mit Jane Stafford

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Anläßlich der Corona Pandemie hat Jane Stafford vom 8. April bis 6. Mai  dieses Jahres einen kostenlosen Online Webkurs auf ihrer Facebook-Seite angeboten, der dort immer noch zu sehen ist.
Insgesamt hat sie live, beginnend mit dem Schären der Kette, dann dem Einrichten des Webstuhls,  zwölf Geschirrtücher gewebt.
Das Interessante daran ist, dass alle Handtücher zwar auf der gleichen Kette gewebt sind, sich aber in der Bindung, Musteraufteilung und Farbe voneinander unterscheiden, und damit nicht nur die Technik des Webens sondern auch die Gestaltungsmöglichkeiten von Webprojekten vermittelt wird.

Foto: Jane Stafford (Ausschnitt)

Jane hat die Kette auf 8 Schäfte verteilt, zehn der Handtücher sind aber auch mit nur 4 Schäften zu realisieren.
Die ersten vier Tücher sind in Leinwandbindung gehalten und unterscheiden sich hauptsächlich in der grafischen Aufteilung der Farben. Die nächsten sechs sind in Köperbindung mit unterschiedlichen Trittfolgen gewebt, wiederum anderen Musteraufteilungen und zusätzlich wurden weitere Schussfarben eingesetzt. Für die letzten beiden Geschirrtücher müssen die Tritte neu aufgebunden werden, da nun Schuss- und Kettköper auf 8 Schäften mit 8 Tritten gewebt wird.
Der Online-Kurs endete am 6. Mai mit einer Abschlussbesprechung der fertigen tea towels.
Kurz darauf konnte man die Webanleitung als Download zu einem selbst gesetzten Preis bei Jane Stafford Textiles kaufen. Jane stiftete dann den Erlös der Maiwa Foundation.

Die Filme auf Facebook sind nicht von bester Qualität, anders als die Profi-Filme ihres Online-Kurses sind sie mit einer Handykamera von einer Assistenten aufgenommen worden. Alle Informationen kommen aber trotzdem gut an und es macht Spaß diese, in lockerer Atmosphäre gedrehten Szenen anzugucken.
Hier der Link zum 2. Film, der das Einrichten des Webstuhls zeigt:
https://www.facebook.com/janestaffordtextiles/videos/3266759160009024/

Ich habe mir die Anleitung besorgt und jetzt im Juli, hier in Schweden, eine Kette für meinen Rita-Webstuhl abgelängt, um einige der Handtücher nachzuweben. Jane Stafford hat mit 8/2 Baumwolle gearbeitet, ich habe stattdessen Cottolin 22/2 benutzt, das ich in  passenden Farben noch in meinem Vorrat hatte.



Die Kette habe ich wieder ganz einfach, nach Art von Jane Stafford, nachdem ich sie in den Reedekamm eingelegt hatte, nur mit etwas Gewicht beschwert über den Boden gezogen und auf den Kettbaum gewickelt.

 

Meinen Reedekamm habe ich nun auch bei diesem Webstuhl ganz oben befestigt, damit ich die Schäfte mit den Litzen einfach hängen lassen kann.


Ich habe so etwa 9 m Kette aufgebracht, aber nicht Papier sondern Geleseleisten am Kettbaum benutzt, um die Kette am seitlichen Abrutschen zu hindern.


Nun folgt der Litzeneinzug. 



Die Fäden werden gleich auf 8 Schäfte verteilt, die schwarzen Randfäden und die hellgrünen Mittelfäden liegen in den Litzen der 4 hinteren Schäfte. Die lila und türkisfarbenen werden dagegen auf den ersten 4 Schäften eingezogen.



Jane ändert nach den Tüchern in Leinwandbindung die Einstellung von 18 EPI auf 20 EPI für die Köperbindung. Darauf habe ich verzichtet und einfach von vorn herein für alles einen 40er Kamm gewählt und mit 8 Fäden pro Zentimeter (1 Litze/2 Riet) gearbeitet, was den 20 EPI entspricht.
(EPI - ends per inch)


Der Kammeinzug ist abgeschlossen und ich habe noch vorm Anknoten der Fäden die Latten und Tritte angebunden, weil ich so einen besseren Überblick habe.


 
Der Rita-Webstuhl hat, genau wie unser selbstgebauter Lotta-Webstuhl, alle Latten auf gleicher Höhe. Um die Latten für die Senkung und die Hebung besser unterscheiden zu können, habe ich auch diesen Webstuhl mit verschiedenfarbenen Texsolvschnüren ausgerüstet.

 

Die ersten Geschirrtücher in Leinwandbindung sind schnell gewebt.


 Dann folgt eines in 2/2 Köper mit gleicher Farbgebung im Schuss.


 

Das nächste hat 2/2 Köper und Panamabindung im Wechsel und im Schuss habe ich verschiedene Farben ausprobiert.


Das Orange soll nur am Rand und als Zwischenschuss eingewebt werden.


Bei manchen Farbkombinationen zeigt die Panamabindung in dem gestreiften Kettanteil ein recht hübsches Farbverflechtungsmuster.


Gerade habe ich ein Handtuch in Pinwheel Musterung angefangen, das im Schuss wieder die Farben der Kette haben wird.


Nach diesem Webstück werde ich den Webstuhl von jetzt 8 Schäften und 6 Tritten neu verknoten und um 2 Tritte erweitern.



 Fortsetzung folgt  :-)




Das beste Handtuch der Welt

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In der aktuellen Nummer (2/2020) der schwedischen Webzeitschrift VÄVgibt es auf  den Seiten 54/55 eine Webanleitung für världens bästa handduk, das beste Handtuch der Welt :)

 


Mit 4 Schäften und nur 3 Tritten, kann man mit Leinwandbindung und einem Mustertritt auf einfache Weise auf einer einfarbigen Kette erstaunlich unterschiedliche Handtücher herstellen. Längsgestreift, quergestreift, mit Bordüren verziert, vieles ist möglich.

Ich habe mich wieder einmal auf schlichte grafische Muster beschränkt. 

 

Die Kette ist recht dicht sie ist aus ungebleichter Baumwolle 16/2 mit je 2 Fäden pro Litze und 4 Fäden in einem 40/10er Kamm und kommt so auf 16 Fäden pro Zentimeter.

 Laut Anleitung wird auch mit 16/2 Baumwolle, doppelt gespult, geschossen.


Beim ersten Handtuch habe ich das auch genauso gemacht.

 

Da ich aber viel mehr Cottolin als Baumwolle in meinem Vorrat habe, sind die anderen Handtücher mit Cottolinschuss gewebt. Weil der Cottolinfaden dicker ist und eher 8/2 Baumwolle entspricht, habe ich ihn nicht doppelt gespult verwendet sondern die leinwandbindigen Schüsse mit einfachem Faden gewebt und beim Mustertritt zwei Schüsse ins selbe Fach geworfen.

Ich webe die Handtücher auf meinem Louet W70, der seit letztem Jahr mit Tritten in Direktanbindung ausgerüstet ist. Dadurch kann ich nicht mit nur 3 Tritten arbeiten, sondern muss alle 4 benutzen und für jede Fachöffnung zwei Tritte gleichzeitig treten. Es ergibt sich aber so ein sehr angenehmer Tritt-Rhythmus.

Nach den ersten fünf  Handtüchern wollte ich gern sehen, wie das Gewebe nach der Wäsche aussieht, auch um zu entscheiden, ob ich weiterhin mit Cottolin weben möchte.

Im Anschluss an das letzte Handtuch habe ich ein Stück in Leinwandbindung geschossen, einen Anlängerstab eingelegt, noch ein paar Schüsse gemacht, dann als zusätzliche Sicherung, einen Streifen Tesafilm auf das Gewebe vor die Schnittkante geklebt und schließlich die Kette durchtrennt.

Nach dem Anbinden an den alten Anlängerstab kann ich nun weiterweben.

Vorm Zerschneiden habe ich das Gewebe mit Zickzackstichen gesichert und die einzelnen Handtücher mit der Nähmaschine gesäumt.


Dabei auch einfache Aufhänger eingenäht, die ich zuvor mit einem zweckentfremdeten Haartwister vom Flohmarkt gezwirbelt hatte.

Aprospos Flohmarkt, ich hatte wieder einmal großes Loppisglück hier in Schweden. Den kleinen Tisch-Schärbaum, an dem die ungewaschenen Handtücher hängen, habe ich vor ein paar Tagen für umgerechnet ca. 15 € erstanden.

Nach dem Waschen und Bügeln zeigt sich, dass die Handtücher tatsächlich ein ganzes Stück eingelaufen sind.


 Das erste Handtuch ist mit doppeltem Baumwollschuss gewebt, alle anderen mit Cottolin im Schuss.



 

Die Cottolinhandtücher sind etwas dicker und fester im Griff und das gefällt mir besser. Durch den Leinenanteil im Cottolin sind sie wahrscheinlich auch etwas saugfähiger.

 

Dieses Handtuch erinnert mich sehr an die 50er/60er Jahre. 

Die anderen wirken da schon etwas zeitloser.






Zum Schluss noch einmal alle fünf zusammen:




An den Handtüchern, aus dem vorigen Blogpost habe ich noch nicht wieder gearbeitet.

 

Das schöne Sommerwetter der vergangenen Wochen habe ich erst einmal ausgenutzt, um endlich mit dem Anstrich unseres Hauses weiterzukommen.





Tea Towel Time - Teil 2

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Gewebt

 




Gesäumt

 

Gewaschen

 

Getrocknet

 

Gebügelt


Hier kommen meine fertigen Handtücher, nach Jane Staffords Muster, deren Werdegang ich im Juli-Blog beschrieben habe. 

Oben zu sehen, sind die ersten beiden Handtücher, gewebt in Leinwandbindung. Für den Schuss habe ich die gleichen Farben benutzt wie für die Kette. Diese zwei Handtücher unterscheiden sich voneinander nur in der Flächenaufteilung.

Das nächste Handtuch ist in  2/2 Köper gewebt. Durch die Farbfolge im Schuss, die der Farbfolge der Kettstreifen entspricht, entsteht in den Ecken ein Farbverflechtungsmuster, der sog.Hahnentritt.

Beim nächsten Handtuch wurde die Trittfolge verändert und bei gleicher Farbfolge entstand so das Pinwheel-Muster in den vier Ecken.

In der Nahaufnahme kann man noch einmal deutlicher den Unterschied der beiden Farbverflechtungsmuster sehen. Gut zu sehen ist auch die Veränderung, die der Stoff durch das Waschen erfährt. Das linke Handtuch war bereits im Waschwasser und das Gewebe ist dadurch viel dichter geworden.

 

Bei diesem Handtich wechseln sich Streifen aus gleichseitigem Köper und Panamabindung ab und jeder Streifen hat seine eigene Schussfarbe. 

Bisher hatte ich mit 8 Schäften und 6 Tritten gewebt.

Dann habe ich die Schäfte neu angeknotet und alle 8 Tritte aufgebunden, um turned twill, ungleichseitigen Köper 3/1 + 1/3, weben zu können.


Für das erste Handtuch mit dieser Aufbindung wurden die Tritte durchgehend von 1 bis 8 getreten. Vorder- und Rückseite haben bei diesem Handtuch das gleiche Erscheinungsbild.

 

Das ändert sich dramatisch, wenn man, wie bei den folgenden Handtüchern, für den breiten Querstreifen die Tritte 1-4 bedient und nur für die schmalen Abgrenzungen die Tritte 5- 8 nutzt.


 

Die Kettfäden für die türkis-blauen Längsstreifen sind durch die Litzen der Schäfte 1 bis 4 gezogen und die schwarzen Ränder und der lindgrüne Mittelteil befinden sich auf den Schäften 5 bis 8.


 

Die blau-türkisfarbenen Streifen werden auf der einen Seite jeweils in Kettköper zu sehen sein, die Ränder und die Mitte dagegen in Schussköper, wie im oben abgebildeten Handtuch.

 

Auf der anderen Seite ist die Situation umgekehrt, die Längsstreifen erscheinen im Schussköper, Mitte und Ränder im Kettköper.
 
 
Diese Handtücher zu weben hat besonders viel Spaß gemacht, weil die Spielerei mit den Farben und die daraus resultierenden, unterschiedlichen Effekte auf Vorder- und Rückseite immer wieder für Überraschungen sorgten.

 
Das war sicher auch der Grund, dass ich den ganzen Rest der Kette für diesen Typ Handtuch genutzt habe.
 
 
Bei den Fotos der "doppelseitigen" Handtücher zeige ich hier immer erst die Seite, die beim Weben sichtbar war und dann die entsprechende Rückseite.


Zuletzt das Handtuch, das mir farblich am besten gefällt.

 
Leider ist ausgerechnet das etwas kürzer ausgefallen, weil die Kette nicht mehr für die volle Länge reichte.
 

 
 
 
 
 
 
 

Waffelbindung

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Schon wieder Handtücher -

aber ich hatte noch nie Waffelbindung gewebt, wollte sie schon lange mal ausprobieren, hatte dann wie üblich keine Lust, nur einen Probelappen zu erstellen.

 
 
Also habe ich eine 5 m lange Cottolinkette aufgezogen, 502 Fäden ungebleicht und beidseitig je 19 Fäden in blau. 

 
Bei 90 Fäden pro 10 cm (2 Fäden pro Riet in meinem 45er Kamm), ergab das rein rechnerisch eine Breite von 60 cm.

 
Nach dem Weben und dem Waschen zeigte sich, dass die Schrumpfung sowohl in Länge als auch in Breite ca. 10 % betrug.
 

 

Als Bindung habe ich mir ein Waffelmuster auf 4 Schäften und 5 Tritten ausgesucht, aber einen 6. Tritt zusätzlich aufgebunden, um die Säume in Leinwandbindung weben zu können.


Als Schussmaterial habe ich bei zwei Handtüchern auch Cottolin verwendet, bei den anderen Leinen.  

 

 

Da es sich um Reste vom Flohmarkt handelte, kannte ich nicht in allen Fällen, die Garnnummer, u.a. handelte es sich um Lintow 8 und Lintow 10.


 

Da speziell das dickere Leinen in den leinwandbindigen Saumbereichen in der Breite mehr Platz einnahm als die Waffelbindung, man sieht das auf den Bildern am Faltenwurf des türkisgrünen Handtuchs, habe ich bei den anderen Leinenhandtüchern den Saum mit Cottolin geschossen. Ein besseres Ergebnis hätte sicher Baumwolle 16/2 gegeben, die hatte ich aber nicht in passenden Farbe zur Verfügung.

 

Hier sind alle Handtücher zu sehen, das lilafarbene oben links ist etwas kürzer ausgefallen, weil die Kette nicht mehr hergab. Das pinkfarbene darunter ist größer, weil es als einziges noch nicht gewaschen ist.

 

Diese beiden Handtücher haben Cottolin in Kette und Schuss.


 

Die 4 anderen sind mit Leinen gewebt.




Links ein bereits gewaschenes Handtuch, das rechte Handtuch kommt roh vom Webstuhl und ist nur gesäumt. 

 

 

Optisch macht es in der Nahaufnahme keinen so großen Unterschied, wohl weil es schon allein durch das Nachlassen der Spannung ein gutes Stück geschrumpft ist.

 


Die Handtücher sind sehr schön griffig geworden und das Weben hat viel Spaß gemacht, auch weil es  sehr schnell vonstatten ging. Ich werde sicher noch öfter mit Waffelbindungen spielen.




 

Myrehed Damast-Film mit Textheft in deutscher Übersetzung

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In den frühen 80ern entwickelte die Firma Glimåkra unterschiedliche Damastaufsätze, mit denen man ihre Webstühle erweitern konnte und bot Kurse für die Damastweberei an.

Einen dieser Kurse besuchte Karin Myrehed aus Sunne in Schweden. Karins Vater baute seit Mitte der 70er Jahre Webstühle und als Karin von ihrem Damastkurs in Glimåkra zurückkam, hatte sie einige Verbesserungsideen, die sie mit ihrem Vater besprach. 

Die Glimåkra-Damastaufsätze hatten anfangs als Gewicht für jeden Musterschaft statt der unteren Schaftleiste eine Metallstange und jeder Schaft war mit einen Kordeldreieck aufgehängt. Diese Vorrichtung ist eine etwas wackelige Angelegenheit, speziell bei schmalen Geweben. Die Musterschäfte kankeln leicht trotz der seitlichen Gitter und lassen sich nicht immer sauber ausheben.


Ich weiß, wovon ich rede, denn in unserer vävstuga in Virserum arbeiten wir noch mit einem solchen, frühen Damstaufsatz.

Eine wesentliche Verbesserung war die Myrehed-Erfindung der gebogenen Einzelgewichte, die man einfach unten in die Litzen jedes sog. Stichs einhängen kann. Die Litzen hängen jetzt nur noch auf den oberen Schaftleisten und jeder Stich hat sein eigenes Metallgewicht. Dazu kommt, dass die Schnüre zur Aufhängung der Schäfte anders geleitet werden und so die Kankelei verhindert wird.

 

Das Beste aber ist, dass man die Musterschäfte umsortieren kann, ohne eine neue Kette aufziehen zu müssen.

1988 veröffentlichte Rober Myrehed einen Instruktionsfilm auf VHS-Kasette, der zeigt, wie seine Tochter Karin den Myrehed Damastaufsatz am Webstuhl anbringt und wie sie den Webstuhl für das Weben mit dem Zampelwebstuhl vorbereitet.

 


 

2010 wurde der 28-minütige Film auf DVD überspielt und weiterhin als Instruktionsfilm verkauft, dazu gab es ein mehrseitiges Textheft, das die einzelnen gefilmten Arbeitsschritte genau beschrieb.

Vor einiger Zeit hat Karin Myrehed, die die Firma ihres Vaters weiterführt, den Film bei YouTube eingestellt und er ist auch auf der Website Myrehed Väv & Textilabrufbar.

 


 

Mit Hilfe dieses Films habe ich das Damastweben verstanden und gelernt  und er hat uns dabei geholfen eine eigene Damasteinrichtung zu bauen. 

Ganz besonders haben mir die genauen maßlichen Tipps beim Einrichten des Webstuhl gefallen.

Die Sprache in Film und Begleitheft ist natürlich schwedisch und daher nicht für jeden verständlich.

Da wir im deutschsprachigen Bereich aber kaum Literatur zum Damastweben habe, habe ich mit Erlaubnis von Karin Myrehed das Begleitheft ins Deutsche übersetzt.

Zusätzlich habe ich im Text zu den einzelnen Abschnitten die ungefähre Zeit in Minuten angegeben, damit es einfacher wird, bestimmte Stellen, die man noch einmal genauer sehen möchte, schnell aufzufinden. 

Ich hoffe, dass dadurch der Film für interessierte Weberinnen und Webern verständlicher  wird und die gleiche Hilfe bietet, wie seinerzeit mir.

Im Textheft wird auf ein sog. Anfängergewebe Bezug genommen, dessen Webpatrone auch zur Verfügung gestellt wurde, und das ich auch - wo nötig - übersetzt habe.

 


 
 
Die Übersetzung im PDF-format und die Webpatronen könnt ihr gern kostenlos bei mir per E-Mail anfordern, meine Adresse steht im Impressum.


Hilfreich sind vielleicht auch meine älteren Blogbeiträge zum Thema Damast:

Damastweben 1 - Bauplan für eine Zugeinrichtung

Damastweben 2 - Einrichten des Webstuhls

Die beiden Beiträge befassen sich, wie auch der Film, mit Zampelwebstühlen, also Webstühlen bei denen unterschiedlich mit Litzen bestückte Musterschäfte ausgehoben werden.

Beim Damastweben mit dem Harnischwebstuhl werden dagegen einzelne Litzengruppen gewichtet, die dann einzeln ausgehoben werden können. Diese Methode erlaubt ein freieres. Mustern. Auch dazu findet sich hier ein Blogbeitrag:

Damastweben - Bau eines einfachen Harnischaufsatzes


Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass es auch ein neues Buch zur Damastweberei gibt.

 



Anne E. Nygård, Damaskvev, Museumsforlaget, Trondheim 2018

Seit Januar  2020 gibt es das Buch auch auf englisch unter dem Titel: Weaving Damask

 

 

 

 




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